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Hashimoto thyreoiditis

Autoimmunerkrankung der Schilddrüse


Die Hashimoto thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Autoimmun bedeutet, dass das Immunsystem körpereigene Zellen mit Eindringlingen von außen verwechselt und diese bekämpft. Dadurch werden Schilddrüsenzellen langsam zerstört. Die Schilddrüse verliert mit der Zeit immer mehr hormonproduzierende Zellen, wodurch es zu einem Mangel an Schilddrüsenhormonen kommen kann.


Symptome


Die Erkrankung beginnt meist mit einer Überfunktion der Schilddrüse. Die Beschwerden sind da noch nicht so gravierend spürbar. Durch die Zerstörung der hormonproduzierenden Zellen entsteht im Laufe der Zeit ein Mangel, und Unterfunktionssymptome der Schilddrüse setzen ein. Symptomatisch zeigt sich die Hashimoto dann meist durch eine extreme Müdigkeit und Erschöpfung. Es können außerdem eine Gewichtszunahme trotz normaler Kalorienaufnahme und Bewegung (oft auch trotz Diät und vermehrtem Sport), Haarausfall, brüchige Nägel, trockene Haut, ein verlangsamter Puls, Verstopfung oder Frieren und Frösteln auftreten. Oft sind die Symptome sehr vielfältig und scheinbar unzusammenhängend. 


Diagnose


Die Diagnose Hashimoto thyreoiditis wird heutzutage zum Glück meistens relativ schnell gestellt. Während man früher oft jahrelang von Arzt zu Arzt geirrt ist, bis die Schilddrüse als Ursache der Beschwerden erkannt wurde, sind Schilddrüsenerkrankungen mittlerweile (leider) weitestgehend Alltag in der Praxis. Mehr als 10% der deutschen Bevölkerung hat eine Hashimoto thyreoiditis. Während früher vor allem Ältere Frauen betroffen waren, findet man die Erkrankung mittlerweile auch schon in sehr jungen Jahren. Deshalb: Bei unklaren Beschwerden sollte immer die Schilddrüse in die Diagnose miteinbezogen werden!


Blutwerte und Ultraschall geben Auskunft über die Funktion und Struktur der Schilddrüse. Im Blut findet sich meistens eine Unterfunktion – also verminderte Schilddrüsenwerte (fT3, fT4). Dazu ist das TSH erhöht. TSH kommt aus der Hypophyse, dem hormonellen Kontrollorgan. Ist zu wenig Schilddrüsenhormon im Blut, bemerkt das die Hypophyse und setzt TSH frei, das die Schilddrüse dazu anregt mehr Hormone zu produzieren. Außerdem zeigt sich eine erhöhte Menge an Autoantikörpern, also Antikörper die sich gegen die Schilddrüse richten. Im Ultraschall ist eine Hashimoto gut erkennbar an einer verkleinerten Schilddrüse, einem bindegewebigem Umbau von bereits zerstörtem Gewebe (eigentlich eine natürliche Reparaturmaßnahme des Körpers) und an so genannten lymphozytären Einschlüssen, Abwehrzellen die gerade dabei sind, das Schilddrüsengewebe zu bekämpfen.


Erst wenn Antikörper und Ultraschall diese typischen Bilder zeigen, ist die Diagnose Hashimoto thyreoiditis gesichert.


Schulmedizinische Therapie


Therapeutisch wird dann Thyroxin gegeben. Das heißt, man nimmt jeden Tag eine kleine Menge Schilddrüsenhormon ein und füllt das verminderte Hormonkonto im Körper dadurch auf. So wird sichergestellt, dass genug Hormone im Körper vorhanden sind, damit alle Zellfunktionen, an denen dieses Hormon beteiligt ist, wieder optimal ausgeführt werden können.


Hat man Glück, verschwinden alle Beschwerden dadurch wieder. Hat man Pech, halten die Beschwerden latent an.


Gegen die Autoimmunreaktion gibt es keine schulmedizinische Therapie. Die Fehlsteuerung des Immunsystems lässt sich so nicht beseitigen. Um die freien Radikale abzufangen, die bei den Entzündungsprozessen entstehen, kann Selen eingenommen werden. Das puffert die Radikale ab, wodurch die Entzündungsreaktion etwas entschärft werden kann. Die Autoantikörper setzen ihre Arbeit jedoch ungehindert fort. Oft geschieht das in Schüben.


Auto-Antikörper


Woher die Autoantikörper kommen, warum sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe richtet, ist abschließend nicht geklärt. Als Auslöser gelten verschiedene Viren, Hormonschwankungen, weibliche Hormone, zu hohe Iodzufuhr (Zwangsjodierung unserer Lebensmittel), Impfungen, fehlerhafte Darmfunktion, Stress und psychische Belastungen. Bei genetischer Veranlagung eine Hashimoto zu entwickeln, können diese Auslöser den Startschuss zur Antikörperbildung geben.


Es bleibt eine, in der Regel, stille Entzündung – man hat meistens keine Schmerzen im Schilddrüsenbereich. Sie verursacht jedoch häufig Beschwerden, die sich im ganzen Körper zeigen können und durch die reine Thyroxin- und Selen-Gabe nicht verschwinden. So kann sie auf Dauer die verschiedensten Organfunktionen, das Immunsystem, das Nervensystem und das Hormonsystem negativ beeinflussen und zu anhaltenden Befindlichkeitsstörungen führen. Die Blutwerte der Schilddrüse sind durch die Einnahme von Thyroxin zwar wieder in der Norm, aber man fühlt sich trotzdem nicht richtig fit und belastbar. Häufig entstehen dabei Symptome von Über- und Unterfunktion gleichzeitig, wie beispielsweise Schwäche und Schwitzen oder starke Erschöpfung bei gleichzeitiger innerlicher Unruhe.


Naturheilkundliche Therapie


Naturheilkundlich betrachtet gelten folgende Parameter als wichtige Faktoren bei einer Hashimoto thyreoiditis:


Hals-/Schulter/Nackenmuskulatur und Stand der HWS

Beginnt man mit der Betrachtung von Körper und Körperhaltung, zeigen sich häufig starke Verspannungen der Schulter und Nackenregion, ein Rundrücken im oberen BWS-Bereich und ein so genannter Geierhals. Das Gebiet um den 7. Halswirbel tritt dabei häufig stärker heraus, es zeigen sich Aufquellungen und Verhärtungen der Muskulatur und Haut. Beim Abtasten fühlt man oft einen starken Muskelhartspann und Myogelosen im Bereich von Hals, Nacken und Schultergürtel. Dieser Hartspann kann zu Stauungen des Blut-, Lymph- und Qi-Flusses führen. Als Folge verhärten die Muskeln noch mehr, das Gewebe quillt weiter auf und Organe in diesem Bereich werden durch die äußeren Strukturen eingeengt und haben es dadurch schwerer frei beweglich ihre Funktion auszuführen. Oft entsteht ein Globusgefühl im Kehlkopfbereich. Schröpfmassage und Akupunktur können den Muskelhartspann erweichen und Stauungen lösen. Blut, Qi und Lymphe können wieder ungehindert fließen. Die Muskulatur in der Halsregion fühlt sich dadurch lockerer und freier an.

Zusätzlich können Pilates-Übungen dabei helfen, die Schulter- und Nackenregion gleichzeitig locker und gekräftigt zu halten.


Ausleitung von alten noch nicht gänzlich überwundenen Infektionen

Vorausgegangene Infektionen, Viren, Bakterien, darunter viele Mandelentzündungen und Ebstein-Barr, stehen im Verdacht eine Hashimoto thyreoiditis auslösen zu können. Bestimmte Erreger haben eine ähnliche Oberfläche wie Körperzellen. Ist das Immunsystem permanent damit beschäftigt verbleibende Erreger oder Antigene zu eliminieren, kann es zu einer Verwechslung kommen und körpereigene Zellen werden eliminiert. In der Zungendiagnose lassen sich Altlasten, so genannte Hitze-Toxine, gut an vielen kleinen roten Pünktchen auf der Zunge erkennen. 

Spezielle Akupunkturpunkte können dann eingesetzt werden um diese Hitze-Toxine aus dem Körper zu entfernen. Schröpfmassagen öffnen die Oberfläche und regen die Ausscheidung über die Haut an. Sind die roten Punkte sehr hartnäckig, kann kurzzeitig mit Kräutern nachgeholfen werden. 

Hier setze ich auf eine sanfte Ausleitung, um das Qi nicht zusätzlich zu verringern.


Aufbau einer gesunden Darmfunktion

80 % des Immunsystems sitzt um den Darm herum. Diese Immunzellen sind in einem ständigen Austausch mit den Darmbakterien. Bei einer Fehlbesiedlung des Darms, einer so genannten Dysbiose, kommt es zu einer Fehlkommunikation mit den Immunzellen. Dies lässt Allergien und Autoimmunerkrankungen leichter entstehen, da das Immunsystem dauerhaft übererregt wird. Ein sanftes Aufräumen und Aufforsten der Darmflora und Akupunkturpunkte, die die Darm- und Immunfunktion anregen, können zu einer gesunden Darmfunktion beitragen. Auch hier ist Vorsicht geboten, denn ein zu starkes Ausleiten würde das eh schon zu geringe Qi noch weiter vermindern und den Patienten so nur in eine größere Erschöpfung treiben.


Modulation des Immunsystems

Ziel ist es hier, das Immunsystem wieder zu ordnen, ohne die Bildung von Autoantikörpern weiter anzuregen. Dies geschieht zum einen über den Darm und den Aufbau einer gesunden Darmflora, zum anderen über bestimmte Akupunkturpunkte. Naturheilkundliche Präparate können den Prozess unterstützen.


Modulation der Hormonproduktion- und -ausschüttung

Wichtig ist es die Schilddrüse in ihrer verbliebenen Funktion zu unterstützen und zu stärken. Gleichzeitig müssen die Zellen mittels naturheilkundlicher Präparate geschützt werden. Akupunkturpunkte können hier gezielt einwirken.


Ernährungsanpassung

Eine leichte Anpassung der Ernährung führt häufig dazu, dass der Körper mehr Energie produzieren kann. Eine Verminderung von schwer verdaulichen oder Schleim produzierenden Nahrungsmittel hat dabei oft schon eine gute Wirkung. Etwas weniger glutenhaltige Nahrungsmittel und Kuh-Milchprodukte, da diese die Entzündungsreaktionen verstärken und die Darmflora aus dem Tritt bringen können, dafür mehr frische gekochtes und gedünstete Gemüse sind ein guter Anfang. Dazu sollte die Art wie man isst beachtet werden. Alle Konzentration sollte sich auf langsames essen, gutes Kauen, schmecken und riechen richten – und möglichst wenig Ablenkung durch fernsehen, lesen, ins Handy gucken oder schwere Gespräche. Das hilft dem Magen und den Verdauungsdrüsen dabei, das Essen optimal zu verarbeiten und möglichst viel Energie und wenig belastenden Müll zu produzieren.


Stressreduktion

Da Stress als ein Hauptauslöser für das Entstehen, als auch für das Aufflackern von Hashimoto thyreoriditis gilt, wird eine besonders große Aufmerksamkeit darauf gelegt, stressauslösende Faktoren zu erkennen, zu beseitigen und die Stressresistenz zu verbessern. Das Immunsystem ist eines der ersten Schutzmechanismen, die aktiviert werden, wenn man Stress ausgesetzt wird. Stress führt dazu, dass die Stresshormone Cortisol und Adrenalin aus den Nebennieren ausgeschüttet werden. Diese binden an Immunzellen und bringen das Immunsystem in Kampfbereitschaft. Normalerweise werden nach überstandener Stresssituation die Stresshormon-Ausschüttung und die Immunreaktion wieder auf ein normales Niveau zurückgefahren. Bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen dauert es aber länger, die Hormonproduktion und das Immunsystem wieder zu stabiliseren.


Wichtig ist hier Stressauslöser zu erkennen und entweder zu vermeiden oder zu lernen besser damit umzugehen. Auch das Zulassen von Entspannung muss häufig wieder gelernt werden. Akupunktur, Pilates, Meditative Techniken, Schröpfmassage und die Akupunkt-Release-Technik können dazu beitragen.


Mehr Informationen über Auslöser, Mechanismen, Wirkungen und Umgang mit Stress finden Sie auf meinem Stress-lass-nach-Blog.


Stärkung von Organfunktionen, die in Schwäche geraten sind

Da Thyroxin bei sehr vielen Körperfunktionen beteiligt ist, ist das Beschwerdebild bei Hashimoto thyreoiditis oft sehr komplex. Durch die Anamnese, Puls-, Zungen- und Bauchdiagnose kann festgestellt werden, welche Organsysteme im Mangel und in der Schwäche sind und welche übermäßig stark arbeiten und brennen. Akupunktur, Schröpfmassage und Heilkräuter (westlich oder bei starkem Mangel auch kurzzeitig chinesisch) können dazu beitragen, die Funktionssysteme auszugleichen.


Bei der Hashimoto sind erfahrungsgemäß folgenden Organen besondere Beachtung zu schenken:


Magen, Milz/Pankreas:

Nach chinesischer Medizin sind diese Mitte-Organe für die Energie-Produktion zuständig. Sie nehmen die Nährstoffe aus der Nahrung auf und produzieren daraus Energie (Nahrungs-Qi). Sind sie schwach fehlt Energie im Körper und es entstehen Müdigkeit, Schlappheit und Erschöpfung. Man kommt morgens nur schwer aus dem Bett, der Stuhlgang funktioniert nicht richtig, Wandeln sie die Nahrung durch ihre Schwäche nur unvollständig um entsteht Feuchtigkeit oder Schleim im Körper. Zeichen dafür sind Schweregefühl, dicke Beine, Schleim im Rachen und der Nase, klebriger Stuhl, klebriger Schweiß, eine dicke Zunge und Gewichtszunahme.


Leber, Galle:

Diese beiden Organe sind für den Qi-Fluss zuständig. Die Leber hält die Leitbahnen offen, damit das Qi sich ungehindert durch den Körper bewegen kann. Anspannung, Stress und Wut beeinträchtigen die Funktion dieser Organe. Es kommt zu Stauungen und Stockungen im Qi-, und damit Blut- und Lymphfluss. Verspannungen von Muskeln, Verklebungen des Bindegewebes und der Sehnen, Schmerzen, chronische Entzündungen, Reizbarkeit, Aggressionen bis zur Auto-Aggression (Stichwort: Autoimmunerkrankungen), Schlafstörungen, Blutdruck-Veränderungen, Haarausfall, brüchige Nägel, ein Kloßgefühl in Hals und Brust können die Folge sein.


Niere und Blase:

In den Nieren wird die Kraft, die Essenz gespeichert, der Baustoff für den Organismus. Eine Schwäche der Niere kann zu Frösteln oder übermäßigem Schwitzen, zu vorzeitigem Ergrauen der Haare und Haarausfall, zu Schmerzen in Rücken und Knien, zu Fruchtbarkeitsstörungen (Stichwort: PCO), zu einem „dünnen Fell“ (Stichwort: Nebenniere, Cortisol), zu Schlafstörungen, Veränderungen des Blutdrucks und der Pulskraft führen.


Lunge:

Die Lunge ist der zweite Energielieferant und für die Entwicklung des Atmungs-Qi verantwortlich. Eine geschwächte Lungenfunktion führt zu Schwäche und Energiemangel, Atemlosigkeit, verminderter Kondition, Sauerstoffmangel in Blut und Zellen, Konzentrationsstörungen, Niedergeschlagenheit.


Herz:

Eine Schwäche des Herzens zeigt sich in Herzklopfen (Palpitationen), Unruhe und Nervosität.


Dick- und Dünndarm:

Eine Schwäche in den Därmen führt zu einer mangelhaften Trennung von Trübem und Klarem. Brain Fog, ein benebeltes Gefühl im Kopf, Konzentrationsprobleme, Verdauungsstörungen, Störungen des Immunsystems können die Folge sein.


Ausschlaggebend für eine naturheilkundliche Behandlung ist hier immer das Befinden, nicht der Befund!



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Lesen Sie dazu gerne auch den kleinen Patientenratgeber von mir (noch unter meinem Mädchennamen Haslauer verfasst), erhältlich in jeder Buchhandlung:

Noll / Haslauer; Hashimoto-Ratgeber Traditionelle Chinesische Medizin, Chronische Schilddrüsenerkrankungen mit chinesischer Medizin behandeln; 2017. 

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